Gedicht für den Frühling

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Dieses Werk von Eduard Mörike macht Lust auf wärmere Tage, frisches Grün und das überall erwachende Leben dieser schönen Jahreszeit.

Nahaufnahme eines Weidenasts

Frühling lässt sein blaues Band

Wieder flattern durch die Lüfte

Süße, wohlbekannte Düfte

Streifen ahnungsvoll das Land.

 

Veilchen träumen schon,

Wollen balde kommen.

Horch, von fern ein leiser Harfenton!

Frühling, ja du bist's!

Dich hab ich vernommen!

 

Komm! Nun vergiss die frost'gen Stunden

Die dich gequält, herbei!

Auf Flügeln des Gesanges

Genieße, wie ein König,

Die süßen Augenblicke

Des sel'gen Lenzes Glück

Dein Herz soll aufblühen,

Dein ganzes Wesen soll sich laben

n dem Erguß des Liedes!

Es säuseln die Winde, es duftet die Luft

Und lockt den Wanderer hinaus.

Die Blumen blühen, die Bäume schlagen aus,

Die Vögel singen, die Bäche rauschen,

Die Herzen jubeln in seliger Lust,

Frühling, ja du bist's!

Du bist's, der das Leben erweckt,

Der die Natur aus ihrem Wintergrabe hebt,

Der die Herzen der Menschen belebt

Mit Hoffnung und Freude und Liebe.

 

O komm, du süßer, wohlbekannter Gast!

Flechte dein Band um Baum und Strauch,

Und wecke die Blumen aus ihrem Schlaf.

Lass die Sonne strahlen und wärmen,

Lass die Erde grünen und blühen,

Und erfülle die Welt mit deinem Zauber!

Denn du, Frühling, bist die Quelle des Lebens

Die uns erquickt und belebt,

Die uns Hoffnung und Freude schenkt,

Die uns die Liebe neu entfacht

 

Frühling, ja du bist's!

Dich hab ich vernommen,

Und mein Herz jubelt in seliger Lust

Bei deinem süßen, wohlbekannten Klang.